Das Beste am Leben im Ausland ist, sich mit Menschen aus anderen Ländern an einem lauen Sommerabend zu einem Bier zusammenzufinden.
Solche internationalen Zusammenkünfte sind schon anders, als wenn man mit guten Freunden aus dem eigenen Land plaudert, weil man nicht in die landestypischen Gesprächsthemen verfallen kann, die nur für die eigene Nationalität interessant sind. Jedes Land und jede Kultur hat ihre eigenen Obsessionen.
Aber wenn Menschen aus drei oder vier Ländern an einem Tisch sitzen und gemeinsam essen und trinken, finden sie andere Dinge, über die sie sprechen können – oft sind sie menschlicher, universeller und manchmal sehr persönlich.
Vor ein paar Wochen waren Astrid und ich auf einer Geburtstagsfeier bei einem Freund, einem Belgier, aber die meiste Zeit seines Lebens hat er in Deutschland verbracht. Seine Familie kommt aus Belgien und Deutschland, andere leben sogar in Portugal, und wir haben eine Mischung aus Deutsch, Flämisch und Englisch gesprochen.
Natürlich musste irgendwann spät einer sagen: „Ich habe einen Witz für euch“, und natürlich war es ein antideutscher Witz.
Witz Nr. 1 ging so:
„Wie öffnet ein Deutscher eine Auster?“
„Okay, sag uns: Wie?“
Da klopfte die Dame, die den Witz erzählte, mit den Fingerknöcheln heftig auf den Holztisch und bellte:
„Aufmachen!“
Alle lachten – auch die Deutschen (doch, doch, sie sind in der Lage, über sich selbst zu lachen). Aber sie sind natürlich nicht das einzige Volk, über das man lachen kann. Also kam jetzt einer der Gäste mit einem antiniederländischen Witz.
Die Beziehung zwischen Belgiern und Holländer ist seltsam: Manchmal sträuben sich die Belgier, mit den Holländern verwechseln zu lassen, manchmal sprechen sie über Holland und Belgien, als wären es dieselben Länder. (Und die belgische Sprache – Belgisch-Niederländisch, manchmal auch Flämisch genannt, ist ein niederländischer Dialekt). Ihre nationale Identität ist ständig im Fluss.
Um den Witz zu verstehen, muss man wissen, dass die Niederländer als geizig gelten, ähnlich wie die Schotten im englischsprachigen Raum oder die Schwaben in Deutschland.
Witz Nr. 2
Der Witz geht so:
„Die Niederländer sind so geizig, dass die erste Zeile im niederländischen Kochbuch über das Kochen eines Eies mit folgenden Worten beginnt:
Leih dir zuerst ein Ei aus.“
Alle haben gelacht, aber es war noch nicht vorbei.
Witz Nr. 3
Einer der Belgier sagte: „Ich habe noch einen.“ Er bereitete die Szene vor:
Erster Weltkrieg, Stellungskrieg. Die Belgier und die Deutschen stehen sich gegenüber, ihre Schützengräben sind nur wenige Meter voneinander entfernt. Sie sind seit Monaten in diesen Schützengräben, kommen nicht weiter, weder vorwärts, noch rückwärts.
Also schmieden die Belgier einen Plan.
Sie überlegen sich: „Was ist ein geläufiger deutscher Name?“ und jemand sagt: „Müller.“
Also schreien sie über die Schützengräben: „Hey, Müller! Bist du das?"
Sofort steht ein Deutscher stramm, schlägt die Hacken zusammen, salutiert und bellt: „Jawoll!“
Und die Belgier erschießen ihn.
Das machen sie immer wieder, und jedes Mal springt ein Müller auf, salutiert – „Jawoll!“ – und wird abgeschossen.
Die Deutschen merken, dass sie immer weniger werden, und so beschließen sie, etwas dagegen zu unternehmen. Sie stellen sich die folgende Frage: „Was ist ein gebräuchlicher belgischer Name?“ Jemand sagt: „Jeff.“
Also schreien sie über die Schützengräben hinweg: „Jeff! Jeff! Bist du das?"
Aus dem belgischen Schützengraben schreit Jeff: „Ja, ich bin es! Bist du das, Müller?“
Und Müller springt auf, schlägt die Hacken zusammen, salutiert und sagt: „Jawoll!“